- Kreuzestheologie
- Kreuzestheologie,lateinisch Theologia crucis, Bezeichnung für eine Theologie, deren Mittelpunkt die theologische Reflexion über das Leiden und Sterben Jesu Christi bildet. Der Kreuzestod Jesu wird dabei unterschiedlich interpretiert (z. B. als Sühneleistung für die Sünden der Menschheit, als Offenbarung der Liebe Gottes, als Mitleiden Gottes mit den Menschen). Für M. Luther, auf den der Begriff der Kreuzestheologie wesentlich zurückgeht, war das Kreuz Jesu Christi die entscheidende Heilstatsache, wobei er theologisch v. a. an die paulinische Interpretation des Kreuzestodes Jesu anknüpfte (das »Wort vom Kreuz« [1. Korintherbrief 1, 18 ff.]). Der scholastischen Theologia Gloriae stellt er die Theologia Crucis als Beschreibung des Mitleidens Gottes in der Welt und der christlicher Nachfolge gerade auch im Leiden gegenüber. In dieser Bedeutung ist die Kreuzestheologie für die reformatorische Theologie bestimmend geworden. Innerhalb der katholischen Theologie des 20. Jahrhunderts ist besonders die Befreiungstheologie durch den der Kreuzestheologie zugrunde liegenden theologischen Denkansatz geprägt, wobei sie im Mitleiden Gottes mit den in der Gesellschaft Benachteiligten zugleich auch die Hoffnung auf ihre (auch politische und soziale) Befreiung begründet sieht.J. Moltmann: Der gekreuzigte Gott. Das Kreuz Christi als Grund u. Kritik christl. Theologie (1972);E. Jüngel: Gott als Geheimnis der Welt. Zur Begründung der Theologie des Gekreuzigten im Streit zw. Theismus u. Atheismus (31978);H. Weder: Das Kreuz Jesu bei Paulus. Ein Versuch, über den Geschichtsbezug des christl. Glaubens nachzudenken (1981);W. von Loewenich: Luthers Theologia Crucis (61982);B. Ehler: Die Herrschaft des Gekreuzigten (1986);
Universal-Lexikon. 2012.